Wirtschaft muss Verantwortung gerecht werden - und die FDP auch ...

 
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Sent: Saturday, March 22, 2014 7:07 PM
Subject: Wirtschaft muss Verantwortung gerecht werden - und die FDP auch ...
 
 
Sehr geehrte Frau Strack-Zimmermann,
 
mit großem Interesse habe ich Ihren Beitrag anläßlich des Equal Pay Days im Newsletter 11-2014 der FDP NRW von heute gelesen.
 
Dabei gehe ich davon aus, daß die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männer weniger daran liegt, daß Frauen für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommen, sondern bestimmte Stellen und Positionen erst gar nicht bekommen bzw. erreichen.
 
Bitte werden Sie deshalb im Namen der FDP konkreter. Es gibt zu dem Thema schon viel zu viele Sonntagsreden.
 
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich glaube, daß Sie es mit Ihren Aussagen und Forderungen ernst meinen, aber das reicht einfach nicht (mehr).
 
Sie sagen bzw. schreiben:
 
"Auch muss die Politik weitere Schritte unternehmen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Dazu ist es notwendig, Familien zu entlasten, Betreuungsangebote auszuweiten und bürokratische Hürden abzubauen. Zudem ist es sinnvoll, die familienpolitischen Leistungen anhand ihrer Wirksamkeit und Effizienz neu zu ordnen.

Die Unternehmen und auch der Öffentliche Dienst sind aufgefordert, Frauen stärker zu fördern und den Frauenanteil in Führungspositionen zu verbessern. Zwar ist eine gesetzliche Frauenquote keine Antwort, die Unternehmen dürfen sich aber nicht auf Selbstverpflichtungen ausruhen. Ferner sollten Unternehmen im eigenen Interesse familienfreundlichere Arbeitsplätze schaffen, etwa durch flexiblere Arbeitszeiten und betriebseigene Kindergärten."

Wer ist denn die Politik? Welche Anträge hat denn zum Beispiel die FDP-Landtagsfraktion in diesem Bereich schon gestellt - sowohl mit Blick auf das Land als auch über den Bundesrat mit Blick auf den Bund - oder auch Ihre Fraktion im Rat der Stadt Düsseldorf?

A
us eigener Erfahrung - als Vater und als (ehemaliger) Mitarbeiter einer Unternehmenskommunikation - weiß ich, daß Unternehmen sich nach außen gern familienfreundlich geben und sich auch sehr gern von Politikern dafür öffentlich auszeichnen und belobigen lassen. Das nennt sich dann CSR, ist und bleibt aber Marketing - in Richtung neuer Mitarbeiter und auch der Kunden.

Im betrieblichen Alltag sieht es aber ganz anders aus. Da muß man bei Vorgesetzten und auch bei Kollegen (und Mitarbeitern) um Entschuldigung dafür bitten, daß man Kinder in die Welt gesetzt hat. Man hätte ja auch verhüten können ...

Immer wieder hat man entweder seinem Arbeitgeber gegenüber oder seinen Kindern gegenüber ein schlechtes Gewissen. Das macht nicht nur unzufrieden, sondern auch krank.

Ich halte nichts von Quoten, aber die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit muß im Interesse von Kindern, Frauen und Männern gesetzlich möglich gemacht werden. Hier sind sehr viel Kreativität und Maßnahmen gefragt, die Bewußtsein für die Probleme von Eltern und dafür schaffen, daß die Erziehung von Kindern eine große Leistung für die Gesellschaft darstellt und letztendlich auch eine Art von produktiver Arbeit ist, die anerkannt werden muß.

Auch mir wären freiwillige Lösungen lieber, aber sie werden nicht kommen. Selbst der Mangel an Fachkräften führt nicht wirklich zu einem Umdenken. Es ist immer noch einfacher, die Menschen unter Druck zu setzen, ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen, immer mehr arbeiten zu lassen, als sich an neue Rollenverständnisse von Frauen und Männer anzupassen und flexibler zu werden.

Frauen müssen nicht gefördert werden, sie haben keinen Förderbedarf, sie brauchen gleiche Chancen. Das gilt für Frauen als (potentielle) Mütter und das gilt aber auch für Väter, die ihre Kinder nicht nur hin und wieder am Wochenende und auf Bildern sehen und erleben wollen. Und das werden zum Glück - für die Kinder und die Männer - immer mehr.

Wie und wann werden die Öffnungs- und Betreuungzeiten der Kindertageseinrichtungen und der Schulen an die Betriebs- und Arbeitszeiten plus Wegezeiten der Arbeitnehmer angepaßt - mit einem ordentlichen und bezahlbaren Mittagessen? Wann bekommen Eltern verbesserte Möglichkeiten, sich bei Bedarf (unbezahlt) freistellen zu lassen - z. B. analog der Regelungen für Betriebsratsmitglieder? Wann können auch Eltern die Elternzeit nutzen, die heute zu viel verdienen, um Elterngeld zu bekommen, aber zu wenig verdienen, um auf ein Gehalt verzichten zu können? Fragen über Fragen. Es gibt sicher noch deutlich mehr.

Bitte nehmen Sie sich dieses Themas wirklich und radikal im ursprünglichen Wortsinne an. Das würde der FDP als liberale und damit soziale Partei nicht nur gut zu Gesicht stehen, sondern auch viele Wähler bringen. Davon bin ich überzeugt.

Vielen Dank für Ihr Verständnis, Ihre Unterstützung und Mühe. Gern stehe ich Ihnen für Fragen und nähere Einzelheiten und auch mit Rat und Tat zur Verfügung.

Mit freundlich-liberalen Grüßen
Ihr Wolfgang Gerstenhöfer